Schreib für die Freiheit

Beate Hollenbeck und Reinhard Langer laden zum Briefmarathon in Soest ein.

Der Briefmarathon rund um den Tag der Menschenrechte am 10. Dezember ist die größte Menschenrechtsaktion der Welt. Rund um den Globus beteiligen sich Einzelpersonen und Gruppen an der Aktion und setzen so ein starkes Zeichen für die Menschenrechte, für Solidarität mit Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidigern und für Widerstand gegen die Verletzung fundamentaler Rechte aller Menschen.

„Schreib für die Freiheit“ steht als Motto über der weltweiten Aktion. Denn: Beim Briefmarathon geht es darum, in kurzer Zeit so viele Briefe wie möglich an die Verantwortlichen für Menschenrechtsverletzungen zu senden und so öffentlichkeitswirksam Druck auszuüben. Erfolge aus den vergangenen Jahren zeigen, dass die weltweite Initiative erfolgreich ist: Politische Gefangene wurden aus der Haft entlassen, Willkürurteile zurückgenommen, Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen. Ein Erfolg des Briefmarathons 2024: Die TikTok-Influencerin Neth Nahara aus Angola kam nach über einem Jahr in Haft frei, weil sich Hunderttausende für sie eingesetzt hatten.

Unsere Gruppe ist auch diesmal wieder dabei. Aus den von Amnesty International ausgesuchten Fällen haben wir für unsere Aktionen in Soest fünf ausgewählt, für die wir um Unterstützung bitten. Im Zentrum dieser Fälle steht das Recht auf eine intakte Umwelt und den Schutz ihrer Verteidigerinnen und Verteidiger. Der Kampf gegen die Zerstörung der Natur ist also auch ein Kampf für Menschenrechte. Dazu gehört auch, die Recherche von Medienvertretern nicht zu be- oder verhindern, Medienschaffende nicht zu kriminalisieren und Veröffentlichungen nicht zu blockieren oder zu kriminalisieren.

Unsere Aktionen zum Briefmarathon:

  • Am Samstag, 06. Dezember, von 10 bis 14 Uhr im Bioladen „Lebensgarten“.
  • Am Sonntag, 07.Dezember, nach der Sonntagsmesse um 10.30 Uhr in Heilig Kreuz.
  • Am Samstag, 13. Dezember, um 11 Uhr in der „Hörzeit“ in der Petrikirche. Pfarrer Christian Casdorff wird die Fälle aus Myanmar und Tunesien ins Zentrum seiner Ausführungen stellen.
  • Am Sonntag, 14. Dezember, nach dem Hochamt ab 11 Uhr in St. Patrokli.
  • Appellbriefe liegen auch im Eine-Welt-Laden im Grandweg aus.
  • Außerdem kann man  online mitmachen: https://www.amnesty.de/amnesty-briefmarathon

Diese fünf Fälle haben wir für die Aktionen in Soest ausgewählt:

Tunesien: Sonia Dahmani – Inhaftiert, weil sie ihre Meinung sagt

Sonia Dahmani ist Anwältin sowie TV- und Radio-Kommentatorin in Tunesien.  © Amnesty International / privat

 

Ratten in der Gefängniszelle, kein Zugang zu Medikamenten und zu medizinischer Versorgung: Die Bedingungen, unter denen Sonia Dahmani seit mehr als anderthalb Jahren in Tunesien inhaftiert ist, sind unmenschlich.

Die Anwältin und TV- und Radio-Kommentatorin setzt sich schon lange für die Menschenrechte ein, spricht offen über Rassismus und die Zustände in tunesischen Gefängnissen. Deshalb geriet sie ins Visier der Behörden. Ihr drohen bis zu 25 Jahren Haft.  

Am 11. Mai 2024 ist Sonia gewaltsam im Gebäude der tunesischen Anwaltskammer in Tunesiens Hauptstadt Tunis festgenommen worden. Seitdem ist sie im Gefängnis Manouba inhaftiert. Sie ist bereits wegen „Verbreitung falscher Nachrichten“ verurteilt worden. Die Behörden wollen Sonia mundtot machen. Weitere politisch motivierte Verfahren drohen. Insgesamt könnte sie für ihr Engagement mit bis zu 25 Jahren Haft bestraft werden. 

Trotzdem schweigt Sonia nicht – selbst hinter Gittern kämpft sie weiter für Gerechtigkeit. Ihr Fall steht für den massiven Angriff auf die Meinungsfreiheit in Tunesien. Keine Person sollte eingesperrt werden, nur weil sie sich für Gerechtigkeit und Würde ausspricht. Die tunesischen Behörden müssen Sonia Dahmani sofort freilassen.

Werde aktiv! Fordere von den tunesischen Behörden:

  • die sofortige und bedingungslose Freilassung von Sonia Dahmani
  • Zugang zu medizinischer Versorgung
  • den Schutz der Meinungsfreiheit in Tunesien

 

Honduras: Juan López – ermordet, weil er die Umwelt geschützt hat

Der Umweltschützer Juan López wurde am 14. September 2024 in Honduras ermordet. © Amnesty International / privat

 

Juan López war ein liebevoller Vater und Ehemann. Als Menschenrechtsverteidiger und Umweltschützer stand er fest an der Seite der Schwächsten und genoss hohes Ansehen.

Gemeinsam mit anderen Aktivist*innen gründete er das „Kommunale Komitee zur Verteidigung von Gemeingütern in Tocoa“, um die Rechtmäßigkeit von Bergbau- und Energieprojekten im Nationalpark Carlos Escaleras Mejía friedlich anzufechten.  Dies führte zu Schikanen, Drohungen, Kriminalisierung der Aktivist*innen – viele Mitglieder des Komitees sind festgenommen oder, wie Juan López, sogar ermordet worden. Ein gezielter Mord – doch die Verantwortlichen bleiben unbehelligt

Juan ist am 14. September 2024 in seinem Auto erschossen worden. Der mutmaßliche Täter und zwei Komplizen sitzen in Untersuchungshaft und sind wegen Mordes angeklagt. Doch die Hintermänner der Tat sind bisher unbehelligt geblieben. 

Umweltverteidiger*innen in Lebensgefahr – Juan López ist kein Einzelfall: Sein Schicksal steht exemplarisch für die Gewalt, der Umweltverteidiger*innen in Honduras täglich ausgesetzt sind. Honduras hat weltweit die höchste Pro-Kopf-Rate ermordeter Umwelt- und Landrechtsverteidiger*innen. Die honduranischen Behörden müssen die für Drohungen und Morde Verantwortlichen vor Gericht bringen und Umweltverteidiger*innen wirksam schützen.

Werde jetzt aktiv! Verlange Gerechtigkeit für den Mord an Juan López und fordere von den honduranischen Behörden:

  • Der Mord von Juan López muss zügig, unabhängig und unparteiisch untersucht werden.
  • Alle Verantwortlichen müssen vor Gericht gestellt werden, auch diejenigen, die den Mord an ihm befohlen haben.

 

Ecuador: „Guerreras por la Amazonía“ – Schutz für Klimaaktivistinnen

Die jungen Frauen der Gruppe „Guerreras por la Amazonía“ setzen sich im ecuadorianischen Amazonasgebiet gegen Umweltzerstörung ein. © Amnesty International / privat

 

Die mutigen Aktivistinnen der Gruppe „Guerreras por la Amazonía“ kämpfen in Ecuador gegen die Abfackelanlagen der staatlichen Ölindustrie. Diese bedrohen die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung  Trotz eines Gerichtsurteils brennen die Feuer der Anlagen weiter – und die Aktivistinnen werden eingeschüchtert und bedroht. Mach dich mit uns für den Schutz des Amazonas stark: Fordere Schutz für die „Guerreras por la Amazonía“ und ein Ende der Gasfackel-Anlagen in Ecuador.

Die „Guerreras por la Amazonía“ sind eine Gruppe junger Frauen im Alter von zehn bis 20 Jahren. Sie setzen sich im ecuadorianischen Amazonasgebiet zusammen mit den Organisationen UDAPT und „Eliminen los Mecheros, Enciendan la Vida“ gegen die Luftverschmutzung und Zerstörung der Umwelt durch Gasfackeltürme ein.  Mithilfe dieser Gasfackeltürme wird überschüssiges Gas verbrannt, das bei der Erdölförderung anfällt. Diese Anlagen gefährden jedoch die Umwelt, die Gesundheit der Bewohner*innen und zählen zu den Hauptverursachern der Klimakrise. Trotz Gerichtsurteil: Abfackeln geht weiter, Aktivistinnen unter Druck

2020 klagten die Aktivistinnen von „Guerreras por la Amazonía“ gemeinsam mit UDAPT gegen den ecuadorianischen Staat – und bekamen Recht: Ein Gericht entschied , dass die Abfackelanlagen abgeschaltet werden müssen. Doch sie brennen weiter.

Statt die Aktivistinnen zu schützen und ihren Einsatz zu würdigen, lässt die ecuadorianische Regierung zu, dass sie bedroht und eingeschüchtert werden. Die Behörden erklärten sogar: Die „Guerreras por la Amazonía“ erhielten nur Schutz, wenn sie ihre Proteste beendeten. Ihre Stimmen brauchen jetzt unsere Solidarität – mehr denn je.

Der Schutz des Amazonas betrifft uns alle Diese jungen Aktivistinnen zeigen eindrucksvoll, was Mut bedeutet: Sie kämpfen für ihre Zukunft, für gesunde Luft und für den Schutz des Amazonas – und damit für uns alle. Doch ihr Einsatz ist gefährlich. Deine Stimme kann dazu beitragen, sie zu schützen.  Je mehr Menschen sich weltweit hinter sie stellen, desto schwerer ist es für die ecuadorianische Regierung, ihre Verantwortung zu ignorieren.

Werde aktiv: Setz dich für ein Ende der Gasfackeln in Ecuador ein und fordere von der ecuadorianischen Regierung:

  • Alle Gasfackeln im Amazonasgebiet müssen abgeschaltet werden.
  • Junge Klimaaktivist*innen wie die „Guerreras por la Amazonía“ müssen konsequent geschützt werden.

 

Madagaskar: Damisoa – Schutz und Soforthilfe für Klimaflüchtlinge

Damisoa lebt mit seiner Familie unter menschenunwürdigen Bedingungen in einem Auffanglager in Madagaskar. © Amnesty International / privat

 

Ein sicheres Leben in ihrer Heimat war nicht mehr möglich – deshalb flohen Damisoa und seine Familie vor Dürre und Hunger aus dem Süden Madagaskars nach Boeny im Nordwesten des Landes. Doch dort sind sie und 160 weitere Klimageflüchtete unter menschenunwürdigen Bedingungen untergebracht: auf unfruchtbarem Boden, ohne Zugang zu sauberem Wasser oder Gesundheitsversorgung.

Damisoa stammt aus der Region Androy im Süden Madagaskars. Als Dürren, verschärft durch den Klimawandel, 2021 die Lebensgrundlage seiner Familie zerstörten, blieb ihr nur die Flucht. In der Hoffnung auf ein besseres Leben erreichte sie nach viermonatiger Reise das 1.500 Kilometer entfernte Boeny im Nordwesten. Doch die Bedingungen in Boeny sind extrem hart. Damisoa lebt mit seiner Familie in einem staatlichen Auffanglager für Schutzbedürftige in einer winzigen Hütte, die nur fünf Quadratmeter groß ist. Anfang 2025 starb Damisoas neugeborene Nichte, weil ihre Mutter sie aus Mangel an Essen und Wasser nicht ausreichend stillen konnte. Die Böden sind unfruchtbar, sauberes Wasser und medizinische Versorgung kaum vorhanden. In der Regenzeit tritt der nahe gelegene Kamoro-Fluss regelmäßig über die Ufer – mit reißenden Strömungen und Krokodilen.  Damisoa kämpft – aber niemand hört zu

Der Staat hat Damisoa zum Leiter der Notunterkünfte in Boeny ernannt, lässt ihn aber mit der Aufgabe im Stich. Damisoa setzt sich unermüdlich für die Rechte und das Überleben der Menschen auf dem Gelände ein. Doch während die humanitäre Hilfe fast ausschließlich auf den Süden Madagaskars konzentriert ist, bleiben Damisoas Hilferufe ungehört. 

Werde aktiv und schreibe an die Generaldirektion des Nationalen Amtes für Katastrophenschutz in Madagaskar. Fordere die Behörde auf, die Menschen in Boeny sofort zu unterstützen, indem sie

  • Nothilfe für vertriebene Familien in Boeny gewährleistet
  • Zugang zu Nahrung, sauberem Wasser und Gesundheitsversorgung sichert
  • Eine langfristige, klimafaire Lösung für die wachsende Zahl von Klimaflüchtlingen findet.

 

Myanmar: Sai Zaw Thaike – 20 Jahre Haft für journalistische Arbeit

Der Journalist Sai Zaw Thaike aus Myanmar. © Amnesty International / privat

 

Sai Zaw Thaike ist ein Journalist in Myanmar. Als der Tropensturm Mocha im Mai 2023 schwere Zerstörung im Land hinterließ, reiste Sai Zaw in den Bundesstaat Rakhine, um darüber zu berichten. Eine Woche später nahmen die Behörden ihn fest, verhörten und misshandelten ihn. Sai Zaw wurde anschließend zu 20 Jahren Haft verurteilt. 

Seit dem Militärputsch 2021 ist Myanmar einer der gefährlichsten Orte weltweit für Journalist*innen. Mehr als 200 sind bereits inhaftiert , unabhängige Medien verboten oder ins Exil gezwungen worden. Wer trotzdem berichtet, riskiert das eigene Leben.  Das gilt auch für den Journalisten Sai Zaw Thaike. Er hat dieses Risiko auf sich genommen, als er im Mai 2023 über den Tropensturm Mocha berichtete. Doch die Behörden nahmen ihn wegen angeblicher Falschinformation und Aufwiegelung fest. Er erhielt keinerlei Rechtsbeistand, wurde vor ein Militärtribunal gestellt und nach nur einem Tag zu 20 Jahren Haft mit Zwangsarbeit verurteilt.

Sai Zaw sollte frei berichten können. Er sollte Zeit mit seiner Familie und seinen geliebten Katzen verbringen, Freund*innen treffen, Fußball spielen und schauen können. Stattdessen sitzt er im Gefängnis, wo er von Gefängniswärter*innen geschlagen und mehrfach in Isolationshaft gesteckt worden ist.   Sein Fall steht beispielhaft für die brutale Unterdrückung von Pressefreiheit unter der Militärjunta in Myanmar – und für den hohen Preis, den unabhängige Journalist*innen dort zahlen. Mindestens sieben Medienschaffende sind mutmaßlich ermordet worden.

Werde aktiv und fordere die Militärbehörden in Myanmar auf:

  • Sai Zaw Thaike muss sofort freigelassen werden.
  • Die Repression gegen Journalist*innen muss beendet und die Pressefreiheit in Myanmar geachtet werden.
18. November 2025