Riesenandrang der „Bücherwürmer“

Ganz schön was los an den Bücherkisten im Schiefen Turm. Fotos: M.H.

Über nachlassende Begeisterung fürs Lesen wird zuweilen heftig geklagt. Von einem Trend weg vom Buch ist die Rede. – Eine Entwicklung, die unsere Amnesty-Gruppe aus eigener Erfahrung so nicht bestätigen kann. Denn unser riesiger Bücherflohmarkt am 20. und 21. September in Alt-St.-Thomä (Schiefer Turm) war – mal wieder – rekordverdächtig.

Der größte Bücherflohmarkt in der Region.

Ein gigantischer Berg aus Zehntausenden Büchern türmte sich nach dem Sammeltermin im mittelalterlichen Kirchenschiff auf. Eine Mammutaufgabe für Aktive unserer Gruppe und engagierte Helferinnen und Helfer. Denn innerhalb weniger Tage mussten die gespendeten Bände gesichtet und nach Genres sortiert werden. Und einige landeten im Altpapiercontainer, weil sie nur noch Altpapier waren.

Und noch vor dem Sammeltermin wurde die Kirche von uns mit Bierzeltgarnituren bestückt, auf denen die Bücherkisten besucherfreundlich präsentiert werden konnten. Die Petri-Pauli-Gemeinde stellte dafür Tische und Bänke aus dem Siegmund-Schultze- und dem Ardeyhaus zur Verfügung. Zudem liehen wieder Nachbarn und Freunde von AI-Aktiven ihre Garnituren aus.

Den größten Teil der Bücher konnten wir in die grünen Plastikboxen der Soester Tafel einordnen. „Bei euch sind die Bücher so wunderbar sortiert. Man findet schnell, was man sucht.“ – Ein Kompliment, das wir oft von Besucherinnen und Besuchern bekamen. Ein Lob, das gut tut, denn der ehrenamtliche Einsatz für den Flohmarkt ist immens.

Ein besonderes Flair: Büchermarkt im mittelalterlichen Kirchenschiff.

Lesestoff vom aktuellen Bestseller bis zum antiquarischen Schatz – ein Versprechen, das wir auch diesmal wieder einlösen konnten. Und die Besucherinnen und Besucher honorierten das. Besonders am ersten Tag war der Andrang nämlich riesig. Schon vor der Öffnung standen die ersten „Bücherwürmer“ vor der Tür. Mancher reisten aus dem weiteren Umkreis an. Andere versicherten, dass sie extra ihren Urlaub verschoben hätten, um in der gigantischen Bücherschatzkiste zu stöbern. Der AI-Bücherflohmarkt hat sich als „Marke“ etabliert. Er ist der größte in der Region.

Für unsere Gruppe ist der Flohmarkt die größte Aktion des Jahres.

Dass wir wieder die Alt-St.-Thömäkirche nutzen konnten, war für unsere Gruppe eine große Chance, für die wir der Evangelisch-Reformierten Gemeinde sehr dankbar sind.

Mit dem Erlös aus dem Basar gelingt es AI Soest einen wesentlichen Teil des Jahresbeirats zu erwirtschaften, den die einzelnen Gruppen zur Finanzierung der weltweiten Menschenrechtsarbeit beitragen müssen.

Passend zum Tag der Kinderrechte am 20. September konnten sich die Besucherinnen und Besucher über die Lage von Mädchen und jungen Frauen in Nigeria informieren. Nach ihrer Entführung durch die Terrorgruppe Boko Haram waren sie jahrelang versklavt und misshandelt worden. Nach ihrer Freilassung kämpfen sie mit den gesundheitlichen Folgen der jahrelangen Gefangenschaft. Doch die Regierung tut nichts, um ihnen zu helfen. Mit einer Petition an den nigerianischen Präsidenten macht AI nun Druck, um Hilfen auf den Weg zu bringen.

Ulla Gutsche erläuterte, worum es in den Petitionen zum Weltkindertag ging.

In zweiten Fall ging es um junge Afghaninnen, die vom Iran nach Afghanistan abgeschoben werden und dort Opfer der Unterdrückung durch das Taliban-Regime werden. AI appelliert an den Iran, diese Abschiebepraxis einzustellen (siehe auch ausführliche Darstellung im Beitrag „Tausende Bücher im Schiefen Turm“).

Die beiden Petitionen wurden von vielen Bücherfreundinnen und –freunden unterschrieben und werden jetzt von Amnesty an die Verantwortlichen geschickt.

„Wir sind mit dem Flohmarkt sehr zufrieden“; zieht Gruppensprecher Reinhard Langer Bilanz. „Es ist das größte Projekt, das wir jedes Jahr stemmen, aber die Arbeit lohnt sich.“ M.H.

21. September 2025