Elf Jahre Haft, weil sie für Demokratie auf die Straße gegangen ist, weil sie sich für Freiheit in ihrer Heimat Belarus engagiert hat. Die Berufsmusikerin Maryia Kalesnikava gehört zu den Gesichtern der Demokratiebewegung gegen die Herrschaft von Diktator Alexander Lukaschenko. Im September 2020 wurde sie zu elf Jahren Haft verurteilt. Erst nach mehr als 600 Tagen in Einzelhaft gab es im vergangenen November es endlich ein Lebenszeichen von Maryia Kalesnikava: Ihr Vater durfte sie in der Haft besuchen. Sie träumte von einem Belarus, in dem alle Menschen respektiert werden und frei ihre Meinung äußern dürfen. Das ist ihr „Verbrechen“, für das sie das Regime grausam bestraft.
Beim Briefmarathon setzt sich die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) für Maryia Kalesnikava ein. Mit der Unterschrift unter einen Appellbrief zeigen Menschen, dass sie solidarisch sind. Und sie machen Druck auf die Verantwortlichen. Denn Tausende Briefe, die bei der weltweiten Aktion geschrieben werden, schaffen Öffentlichkeit. Die „Hörzeit“ am Samstag, 14. Dezember, um 11 Uhr in der Petrikirche ist eine Gelegenheit, um das Schicksal von Verteidigern der Menschenrechte wie Maryia Kalesnikava aus dem Vergessen zu holen.
Das musikalische Intermezzo zur Einkaufszeit steht nämlich im Zeichen des Briefmarathons. Musikalisch wird die „Hörzeit“ von der Kantorei an St. Petri unter Leitung von Annette Elisabeth Arnsmeier gestaltet. Pfarrer Christian Casdorff wird den Briefmarathon vorstellen.
Neben Unterschriften für die Freilassung von Maryia Kalesnikava bittet die Soester Amnesty-Gruppe auch um Unterstützung für den jungen Ägypter Oqba Hashad. Der Wirtschaftsstudent sitzt seit Mai 2019 in willkürlicher Untersuchungshaft. Seine Inhaftierung gilt als Vergeltungsmaßnahme für die Menschenrechtsarbeit seines Bruders Amr. „Sein Fall ist ein alarmierendes Beispiel für die kritische Situation der Menschenrechte in Ägypten“, so AI.
Bringt der Einsatz überhaupt etwas? Ja, denn immer wieder kann Amnesty Erfolge weltweiter Protestaktionen vermelden: Insgesamt 753 Tage war der iranische Rapper Toomaj Salehi im Iran in Haft – nur weil er sich mit den “Frau, Leben Freiheit”-Proteste im Iran solidarisiert und die Regierung kritisiert hatte. Er wurde gefoltert und zum Tode verurteilt. Seit wenigen Tagen ist Toomaj Salehi wieder in Freiheit. Weltweit haben sich Unterstützerinnen und Unterstützer von Amnesty mit Appellaktionen für seine Freilassung eingesetzt.
„Wir freuen uns, wenn sich in diesem Jahr wieder viele Soesterinnen und Soester mit ihrer Unterschrift beim Briefmarathon mitmachen“, lädt AI-Gruppensprecher Reinhard Langer in die „Hörzeit“ ein.