Humanitäre Katastrophe

Quelle: Piffl-Medien

Diesen Film muss man erstmal verarbeiten. “Green Border” zeigt die Menschenverachtung, die Brutalität an der EU-Außengrernze, aber auch die innere Zerissenheit von Grenzschützern und den Mut und die Kraft von Aktivistinnen und Aktvisten, die den verzweifelten Menschen in den Wäldern an der belarussisch-polnischen Grenze helfen.

In Zusammenarbeit mit dem Schlachthofkino präsentierte unsere ai-Gruppe am Sonntag, 21. April, den Spielfilm “Green Border” von Agnieszka Holland (Polen 2023). Mit knapp 50 Besucherinnen und Besuchern hatte das Angebot eine erfeulich gute Resonanz,

„Was dort an der Grenze passiert, ist keine Naturkatastrophe. Es ist eine Katastrophe, die von Menschen verursacht wird. Der Film handelt von der Schuld, aber auch von der Wahl, die wir als Menschen haben“, sagt Agniezska Holland in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“.

In ihrem neuen Film  thematisiert die polnische Regisseurin die skrupellose Politik des berlarussischen Machthabers Lukaschenko. Menschen auf der Flucht werden mit Versprechungen ins Land gelockt und dann an die Grenze zu Polen gebracht. Von dortt werden sie zurück nach Belarus geschickt. Sie stecken in einer Falle, der Falle der Pushbacks.

„Green Border“ erzählt die Geschichte einer syrischen Familie, die im Niemandsland zwischen Polen und Belarus feststeckt, und die Geschichten von Grenzschützern und Aktvistinnen und Aktvisten, die die Geflüchteten mit dem Nötigsten versorgen.

Was sich an der Grenze zur EU abspielt widerspricht menschenrechtlichen Standards. Doch es erregt kein großes Aufsehen. Agnieszka Holland: „Wir erleben eine Banalisierung von Handlungen, die noch vor zehn Jahren undenkbar gewesen wären.“

Das Kino könne Fragen aufwerfen, auf die wir die Antworten nicht kennen, „aber indem wir sie stellen, können wir der Welt ein wenig mehr Sinn geben“, erläutert Agniezska Holland den Hintergrund ihrer Arbeit.

Fragen stellen, Unrecht ins Bewusstsein rücken, um dagegen anzukämpfen: ein Leitmotiv auch für die Arbeit von Amnesty International.

Amnesty  engagiert sich gegen Pushbacks. Betroffenen wird so das Recht genommen, rechtlich überprüfen zu lassen, ob sie nach der Rückführung in realer Gefahr sind, Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen zu werden.

Gemäß völker- und europarechtlichen Konventionen und der einschlägigen Rechtssprechung sind Pushbacks und Kollektivausweisungen ganzer Gruppen grundsätzlich menschenrechtswidrig. Die EU-Kommission muss bei Beweisen für systematische Pushbacks einschreiten und Vertragsverletzungsverfahren einleiten.

Die EU ist das Ziel Tausender Menschen auf der Flucht. Diese Fluchtbewegung stellt die Gesellschaften vor große Herausforderungen. Für Russland und Belarus sind Flüchtlinge ein Instrument, um westliche Gesellschaften zu destabilisieren. Die beiden Staaten locken geradezu Flüchtlinge zunächst in ihre Länder, nur um sie dann geradewegs an die Außengrenze zur  Europäischen Union  zu transportieren. Menschen in Not werden so zum Spielball politischer Interessen.

Für Amnesty geht es darum, den Schutz der Menschenrechte zu sichern bzw. einzufordern:

– Illegale Zurückweisungen müssen beendet werden;

– die EU-Grenzschutzagentur Frontex  darf sich nicht an Pushback beteiligen;

– Vorwürfe illegaler Zuweisungen müssen unverzüglich und unabhängig untersucht werden;

– Schutzsuchende, ihre Unterstützerinnen und Unterstützer dürfen nicht kriminalisiert werden.

Das komplette Interview mit Agnieszka Holland zum Filmstart unter:  https://www.zeit.de/2024/06/green-border-agnieszka-holland-polen-reaktionen/komplettansicht

Information zum Film auf der Seite des Verleihs: https://pifflmedien.de/filme/green-border/

Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=ztAezf5zTIY

Handzettel ai Soest zum Film: Flyer Green Border

22. April 2024