Zeichen der Solidarität

Die Bilder von Yasaman Aghayari beeindruckten die Besucherinnen und Besucher.

Wie können wir die Frauen und Mädchen in Iran unterstützen? Wie können wir dazu beitragen, dass die Menschenrechtsverletzungen in Iran in den Fokus der Öffentlichkeit kommen – und auch dort bleiben? Wie können wir auf die europäischen und deutschen Politikerinnen und Politiker Druck ausüben, damit die Menschenrechte tatsächlich ins Zentrum der Beziehungen zum Iran rücken? – Eine Antwort: Sich interessieren, Berichterstattung über Iran wahrnehmen. Eine andere: Berichterstattung aktiv fordern. Bei TV- und Radiosendern und Zeitungen nachfragen, warum die Menschenrechtsverstöße in Iran aus der Berichterstattung verschwinden, wenn es keine Bilder von Millionen auf den Straßen mehr gibt, die Proteste und die Unterdrückung der Freiheitsbewegung aber trotzdem weitergehen. Eine andere Antwort: Von den Politikerinnen und Politikern eine klare Positionierung und stringentes Handeln einfordern. Ein weitere: Sich an Solidaritätsaktionen für die Menschenrechtsverteidiger*innen in Iran beteiligen. – Fragen und Antworten, die Besucherinnen und Besucher des Iran-Abends unserer Gruppe im Petrushaus diskutierten.

Zusammen mit der Erwachsenenbildung im Evangelischen Kirchenkreis Soest-Arnsberg hatte unsere Gruppe am, Freitag, 12. Mai, zu dem Abend unter der Überschrift „Frau, Leben, Freiheit“ eingeladen. Ein Angebot, das auf eine überraschend große Resonanz stieß, denn mehr als 50 Besucherinnen und Besucher waren gekommen.

Die aktuellen Recherchen von ai zur verheerenden Menschenrechtslage in Iran stellte Gruppenmitglied Martin Huckebrink zu Beginn in einem Impulsreferat vor. Auf die Demonstrationen nach dem gewaltsamen Tod von Jina Masha Amini hat das Regime mit brutaler Repression reagiert. Tausende wurden inhaftiert, gefoltert und die Zahl der Hinrichtungen erreicht immer neue traurige Rekorde.

Stille im Raum nach der Vorführung des Kurzfilms „Sieben Minuten einunddreißig Sekunden“ der iranischen Regisseurin Solmaz Gholami. Der Film erzählt in bewegenden, aufwühlend gegeneinander geschnittenen Bildern die Geschichte einer jungen Iranerin, die in Notwehr ihren Onkel tötet, als dieser sie vergewaltigen will. Die junge Frau wird hingerichtet. Der Kurzfilm aus dem Jahr 2021 hat bereits international Preise bekommen. Nur in Deutschland sei er als Festivalbeitrag nicht angenommen worden, berichtete Solmaz Gholami nach der Vorführung. Sie sah darin ein Indiz für die mangelnde Bereitschaft, sich mit der Situation der Frauen und Mädchen in Iran und der grausamen Praxis der Todesstrafe auseinanderzusetzen.
Gholami hat den Film allen Frauen und Mädchen in Iran gewidmet. Die Filmemacherin lebt seit einigen Jahren in Deutschland.

Die Verantwortung des Westens, der deutschen Politik und der Zivilgesellschaft ist für Nacim Ghanbari zentral, um die menschenverachtende Politik des iranischen Regimes zu beenden. Ghanbari wurde in Teheran geboren, kam als Kind nach Deutschland und ist heute Literatur-Professorin an der Universität Siegen. Wer eine werteorientierte Außenpolitik proklamiere, müsse sie auch machen, fordert Ghanbari klare Haltung und konsequentes politisches Handeln. Dazu gehöre, nicht über Menschenrechtsverletzungen zu schweigen, weil vermeintlich übergeordnete politische Ziele wie das Atomabkommen mit Iran nicht gefährdet werden sollen.
Die kritische Öffentlichkeit müsse von den deutschen Medien Berichterstattung einfordern. Was kann man tun? Ghanbari nannte Beispiele: Aktive Solidarität mit politischen Gefangenen durch Patenschaften und Teilnahme an Demonstrationen zur Unterstützung des Widerstands in Iran.

Ihre Kunst ist politisch. Yasaman Aghayari ist seit sieben Monaten in Deutschland. In ihren Bildern gibt die junge Kurdin Gewalt an Frauen, ihrem Leid und ihrer Wut eindrucksvoll Ausdruck. Dass die ethnische Minderheit der Kurden besonders unter der menschenverachtenden Politik des Regimes leidet, unterstrich Aghayari in ihrem Abschlussstatement. Die Fotos in diesem Beitrag zeigen einige ihrer Arbeiten, die im Petrushaus zu sehen waren..


Gut zwei Stunden mit intensivem Programm, engagierter Diskussion und zum Abschluss vielen unterschriebenen Appellbriefen – ein Abend, mit dem wir ein Zeichen der Solidarität mit den Menschenrechtsverteidiger*innen in Iran setzen konnten. (M.H.)

Zum Bericht über die Veranstaltung auf der Homepage des Evangelischen Kirchenkreises Soest-Arnsberg: https://www.evkirche-so-ar.de/aktuell/nachrichten/2023/05/17-05-2023-iran

30. Mai 2023