„Die Islamische Republik betreibt die Auslöschung aller Menschen, für die der Begriff Gesellschaft eine Bedeutung hat“, analysiert Nacim Ghanbari und stellt nüchtern fest: „Woran es fehlt, ist die Solidarität Europas. Es kann nicht sein, dass die EU und die deutsche Bundesregierung weiter auf Appeasement setzen und damit die iranische Protestbewegung im Stich lassen.“ – In einem Beitrag für die „Süddeutsche Zeitung“ fordert die in Teheran geborene und an der Universität Siegen Neuere deutsche Literatur lehrende Professorin eine klare Positionierung und wirksames Engagement von Politik und Zivilgesellschaft in Deutschland, um so die Proteste gegen die Staatsgewalt in Iran zu stärken. (https://www.sueddeutsche.de/kultur/staatsterror-iran-gastbeitrag-nacim-ghanbari-1.5756133). Frauen nehmen ihre Kopftücher ab und machen sie Protestfahnen. Zum ersten Mal seit dem Sturz des Schahs im Jahre 1979 seien die Menschen in Iran und in der iranischen Diaspora vereint im Glauben an ein Ende der Islamischen Republik, im Glauben an eine Zukunft im Nahen und Mittleren Osten. “Frau. Leben. Freiheit.” ist zum Slogan der Proteste geworden.
Nacim Ghanbari gehört zu den Referentinnen und Gesprächspartnerinnen, die unsere ai-Gruppe eingeladen hat, um über die aktuelle Situation in Iran zu informieren und zu diskutieren. Die öffentliche Veranstaltung am Freitag, 12 Mai, ab 19 Uhr im Petrushaus trägt die Überschrift: „Frau. Leben. Freiheit. – Solidarität mit den Menschenrechtsverteidiger*innen in Iran”. Kooperationsparterin unserer Gruppe ist dabei die Evangelische Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Soest.
Todesurteile, Vergewaltigungen, Folter, Willkürjustiz, brutales Niederknüppeln von Demonstrierenden, Giftanschläge auf Mädchenschulen – die Liste der Menschenrechtsverstöße, die das iranische Regime jeden Tag an der eigenen Bevölkerung begeht, ist mit dieser Aufzählung bei weiterem noch nicht vollständig. Doch die Demonstrationen gehen trotz der Gewalt weiter, die Menschen lassen sich nicht einschüchtern.
amnesty international hat die Menschenrechtslage in Iran und den Einsatz für Opfer des Regimes zu einem Schwerpunkt der Aktionen in diesem Jahr gemacht: „Die Gewalt gegen die Demonstrierenden im Iran muss aufhören! Amnesty International hat im Zusammenhang mit den seit September andauernden Protesten Verbrechen nach dem Völkerrecht und andere schwere Menschenrechtsverletzungen durch die iranischen Behörden dokumentiert.
Viele Menschen sind aus nächster Nähe erschossen worden, wurden verschleppt, gefoltert, in Isolationshaft gehalten, in unfairen Gerichtsverfahren zu langen Haftstrafen verurteilt, einige sogar zum Tode. Mindestens vier Menschen – Mohsen Shekari, Majid Rahnavard, Mohammad Mehdi Karami und Seyyed Mohammad Hosseini – wurden bereits hingerichtet. Mindestens 24 Menschen droht akut die Hinrichtung. Darüber hinaus hat Amnesty International landesweit bereits mehr als 200 Todesfälle namentlich dokumentiert, darunter 44 Minderjährige und Kinder. Mehr als 16.000 Menschen wurden willkürlich festgenommen“, so ai. (https://www.amnesty.de/allgemein/kampagnen/iran-jina-mahsa-amini-proteste-niederschlagung-gewalt-stoppen).
Auslöser für die Welle der Gewalt waren die Proteste nach dem Tod der iranischen Kurdin Jina Masha Amini am 16 September vergangenen Jahres. Ihr wurde vorgeworfen, ihr Haar nicht entsprechend den Bestimmungen bedeckt zu haben. Sie wurde im Polizeigewahrsam misshandelt und starb an den Verletzungen.
„Sieben Minuten und einunddreißig Sekunden“ ist der Titel des Kurzfilms von Solmaz Gholami. So lange dauert es längstens, bis der Tod beim Erhängen eintritt: Die iranische und in Deutschland lebende Regisseurin Solmaz Gholami erzählt in ihrem Kurzfilm die Geschichte der 18-jährigen Maral, die zumn Tode verurteilt wird, wird, weil sie in Notwehr ihren Onkel tötet, als der sie an ihrem 18. Geburtstag vergewaltigt.
Der junge Soester Kameramann Robin van Smirren war an der Produktion beteiligt. Gedreht wurde auch auf dem ehemaligen Strabag-Gelände. (https://www.youtube.com/watch?v=2sA_LL-Zkms). Solmaz Gholami wird den Film zeigen und über ihre Arbeit berichten.
In den Bildern der jungen Malerin Yasman Aghayari spiegelt sich die verzweifelte Lage der Frauen in Iran, aber auch ihr Mut und ihre Kraft. Einige ihrer Bilder werden im Petrushaus zu sehen sein Die Malerin wird über ihre Arbeit berichten.
.„Niemand wird mehr sagen können, nichts gewusst zu haben“, schreibt Nacim Ghanbari. – Unsere Veranstaltung soll ein Zeichen der Solidarität mit den Iranerinnen und Iranern sein, die sich in Lebensgefahr begeben, weil sie Menschenrechte in ihrem Land einfordern. Im Anschluss bitten wir um Unterschriften unter Appellbriefe für iranische Opfer von Menschenrechtsverletzungen. (M.H.)